Olio extravergine di oliva

Der König der Ölen.


Die italienische Küche und die des Mittelmeeres im Allgemeinen wären ohne Olivenöl undenkbar. Kaum ein Rezept kommt ohne aus.  Olivenöl war dort Jahrhunderte lang ziemlich die einzige Fettquelle.

Mit Spanien und Frankreich ist Italien weltweit eines der größten Olivenöl-Produzenten. Eine Konsequenz der starken Nachfrage ist, dass das was manchmal auf dem Markt angeboten wird, eher an einen gutes Maschinenöl erinnert als an Ölivenöl.
Es ist nicht einfach um nicht zu sagen fast unmöglich bei uns in Deutschland ein wirklich gutes Olivenöl zu bekommen. 

Woran liegt das?
Gutes Olivenöl (und damit ist das "Olio extravergine di oliva" gemeint, in manchen italienischen Rezepten auch "Olio Evo" abgekürzt) ist hierzulande eine Art gastronomisches Luxusobjekt geworden. Schön in mit Goldpapier umwickelten Flaschen werden mittelmäßige Öle zu horrenden Preisen angeboten. Der Konsum von Olivenöl ist hier außerdem nicht sehr verbreitet. 

Neulich hörte ich im Radio die Werbung für ein "Basisöl", das man überall verwenden kann. "Da muscht man net lange überleege" sagte der Sprecher im badischen Dialekt. Ein Schauder lief mir den Rücken herunter...
 
Aber fangen wir von vorne an.

Das "Supermarkt-Öl"
Man kann es leider getrost vergessen. Gefiltert und meisten aus verschiedenen Olivensorten gewonnen, leidet es unter die industrielle Produktion (durch Wärme wird z.B mehr Öl aus den Oliven gewonnen, aber Wärme ist ein Feind des Ölgeschmacks) und schmeckt nicht nach "Oliven". 
Man bekommt es aus verschiedenen Ländern, Italien, Grichenland, Spanien oder Türkei. Immer mehr auch aus Nord Afrika, eine Region die, nach meiner Meinung, was Olivenöl angeht ein enormes Entwicklungspotential hat.

Ich benutze manchmal in der Not ein Olivenöl aus einem Kloster auf Kreta (es ist für mich gerade akzeptabel) aber nur zum frittieren/braten. Denn in diesem Fall kommt der Geschmack durch die Hitze nicht mehr so richtig zum tragen.

Die "eleganten" Supermarkt-Öle
Schöner verpackt, sind sie nicht unbedingt besser. Kosten jedoch deutlich mehr als die "Discounter-Öle". Immerhin sind sie manchmal aus einer einzigen Olivensorte gewonnen ("Monocultivar" sagt der Fachmann dazu), was schon ein Qualitätsmerkmal sein kann, denn Öl ist kein Wein, braucht kein Cuveé. Oft findet man Öle die "aus Oliven der Europäischen Union" stammen. Das bedeutet, dass so ziemlich alles zusammengepantschtmischt wurde.

Und das Beste Öl...
Seit über 10 Jahren benutze ich ein ungefiltertes Bio-Olivenöl eines kleinen Lieferanten in den Abruzzen. Jedes Jahr im November bestelle ich meine 25 Liter die dann, umgefüllt in dunkelgrünen 1-Liter-Flaschen, für das ganze Jahr reichen.
Solche spitzen-Öle bekommt man in Italien (auch nicht Bio aber nicht deswegen "schlechter") ohne große Schwierigkeiten.
In Deutschland bekommt man sie im Versand oder in Feinkostläden. Aber hier ist Vorsicht geboten, am besten sollte man die Öle doch höchstpersönlich probieren. 
Die Preise sind allerdings meist ziemlich salzig, ohne dass es dafür einen ersichtlichen Grund gibt. Wenn man aber Urlaub in Italien macht, lohnt es sich deshalb nach einem "Frantoio" (Ölmüle) Ausschau zu halten. Dort kann man meist das Öl auch probieren. 


...der Geschmack...
Frisch gepresstes Olivenöl schmeckt unwiderstehlich: leicht bitter, leicht scharf, sieht trüb und dunkelgrün aus. Der Abgang erinnert an grünen Oliven und entfaltet ein Gewitter an Aromen, die "nach Mittelmeer" schmecken. Der Geschmack des Olivenöls ist nicht jedermanns-Sache. Manche finden es zu Bitter oder zu "kratzig" im Hals oder "zu intensiv".
Vor vielen Jahren schenkte ich einer Bekannten eine Flasche Öl. Monate später sagte sie mir, dass sie das Öl nicht verwendet hatte "weil es schlecht geworden war". Sie kannte nur das Öl aus dem Supermarkt...

Die "Fettunta", ("fette Brotscheibe") wie sie in der Toskana gennant wird, eine Scheibe Weissbrot - auch geröstet - mit Öl bestrichen, ist die beste Methode um das Öl zu probieren. Mann kann auch frischen Knoblauch darauf reiben. Ganze Generationen sizilianischer Kinder (mich inklusive) sind damit satt geworden: es gab zum Glück noch keine "Nussnougatcreme".

Und zuletzt: Öl ist ein Naturprodukt und je nach Region und Olivensorte ist sein Geschmack anders. Die kräftigen Öle aus Sizilien, die geschmacklich "leichteren" aus Ligurien und aus dem Gardasee-Gebiet und die aus Mittelitalien, die mir am besten schmecken und ausgewogen sind
Und als Naturprodukt spielt natürlich auch die Witterung und andere Faktoren eine Rolle. Und genau das macht Olivenöl jedes Jahr so spannend.
 
...und seine Preise
Mein Öl ist eines der besten, das man bekommen kann und kostet um die 10-13 Euro/Liter inkl. Versand. 
Wenn aber so ein Öl den Weg in einem Feinkostgeschäft findet, erlebt man dann die wundersame Ölpreisvermehrung und bezahlt man dafür gut und gerne das doppelte bis das dreifache oder mehr und das ohne einen erkennbaren Grund. Also aufpassen: gutes Olivenöl muss nicht teuer sein. Öle die (bei uns in Deutschland und nicht im Supermarkt) unter 6-7 Euro/Liter liegen sind "suspekt". Und mehr als sagen wir mal 13-15 Euro/Liter muss man nicht ausgeben.

Aufbewahrung
Olivenöl scheut Licht und Wärme. In manchen Supermarkt-Regalen sieht man gelbe Öle: diese Farbe ist aufgrund der UV-Licht-Wirkung zustande gekommen, auch aus diesem Grund liegen lassen.
Olivenöl ist grün und bleibt auch grün, wenn man es in dunklen Flaschen am besten im Keller oder an einem frischen Ort längere Zeit lagert. Es hält sich problemlos auch 2 Jahre oder länger. Unter etwa 12°-14°C flockt es aus: keine Sorge, es bleibt normal genießbar und trägt keinen Schaden davon.

Also beim nächsten Italien-Urlaub an Olio Evo denken!

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